Aber langsam und der Reihe nach.
Anspannen und Entspannen
zum Anfang
Muskeln sind die Motoren unseres Körpers, der Vergleich mit einem Kraftfahrzeug kann daher zu besserem Verständnis beitragen.
Einem Automotor lassen sich vier verschiedene Betriebszustände zuordnen:
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- Motor abgeschaltet, Fahrzeug in der Garage
- Motor im Leerlauf, Fahrzeug an einer Verkehrsampel auf Rot
- Motor in erhöhter Bereitschaft mit leicht gesteigerter Drehzahl, Verkehrsampel schaltet auf Rot-Gelb
- Motor im Arbeitszustand, Fahrzeug während der Fahrt
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Entsprechend unterscheidet unsere Muskulatur vier Spannungszustände:
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- Tiefen-Entspannung, vollständiges Loslasssen
- Entspannung, normales Loslassen
- Muskeltonus, in Bereitschaft
- Anspannung, in voller Aktion
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Und der Vergleich von Motor mit Muskulatur offenbart:
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- Das Kraftfahrzeug benötigt als Treibstoff für den Motor selbst Benzin und
elektrischen (Batterie)Strom zur Steuerung und Kontrolle des Motors.
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- Der menschliche Körper benötigt als Treibstoff für die Muskulatur
Glykogen, der Nahrung entnommene und in chemischer Form gespeicherte Energie,
sowie elektrische (Nerven)Impulse zur Steuerung und Kontrolle der Muskeln.
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Vergleichsweise benötigt ein Lastwagen mehr Treibstoff als ein Kleinwagen, ein großer Beinmuskel mehr Glykogen als ein kleiner
Gesichtsmuskel. Zur Steuerung und Kontrolle verbrauchen beide, sowohl Motor als auch Muskulatur, ein annähernd gleiches Maß an
elektrischer Energie.
Laufen erfordert nur wenige, dafür aber große Beinmuskeln, der Verbrauch an Glykogen überwiegt den Verbrauch an
Nervenenergie. Sprechen hingegen aktiviert viele kleine Gesichtsmuskeln, wodurch jetzt der Verbrauch an Nervenenergie überwiegt.
Verstehen Sie, dass ein langwieriges Gespräch, obschon im bequemen Sessel sitzend absolviert, sie regelrecht "auspowern" kann?
Ihre Muskeln reagieren nicht nur auf starke, willentliche Anweisungen, vielmehr bewirken schon schwache mentale und emotionale Impulse eine
Erhöhung des Muskeltonus, die Muskulatur geht in Bereitschaftsstellung. Das bedeutet, all Ihre geistigen Aktivitäten, seien sie
mehr emotional oder mehr mental, beeinflussen Ihre Muskulatur und können einen chronisch erhöhten Muskeltonus bis schlimmstenfalls
dauerhafte und schmerzhafte Verspannungen auslösen.
Ein chronisch hoher Muskeltonus und erst recht eine chronisch verspannte Muskulatur üben jedoch Druck auf Blut- und
Lymphgefäßen aus, was die Zufuhr von Nährstoffen und den Abtransport von Abfall- und Giftstoffen reduziert. Langfristig
kann es so zu Ablagerungen und oft erst Jahre später zu Erkrankungen kommen. Zusätzlich steigt der Blutdruck und das Herz wird
stärker belastet, muss es doch schwerer arbeiten, um den erhöhten Widerstand durch die verengten Gefäße zu
überwinden.
Und Muskeln sind lernfähig:
- Bewirken unsere Gefühle und Gedanken über längere Zeit einen hohen Muskeltonus, wird dieser auch in ruhigen
Momenten überhöht bleiben.
- Ein Muskel, längere Zeit nicht aktiv, bildet sich folgerichtig zurück, der Körper kann so die zum Erhalt des Muskels
notwendige Energiemenge reduzieren.
- Ein Muskel, der nur wenig gestreckt und gedehnt wird, verkürzt sich. Regelmäßig in gebückter Haltung am
Schreibtisch sitzen wird eine schwache und verkürze Brustmuskulatur sowie eine überdehnte und überbelastete
Rückenmuskulatur zur Folge haben. Wollen Sie sich jetzt kraftvoll aufrichten, mal so richtig nach hinten durchstrecken,
können die zu kurz gewordenen Brustmuskeln an ihre Dehnungsgrenze kommen und blockieren, wodurch übermäßig
starke Kräfte auf die Wirbelsäule ausgeübt werden ...
Heute weiß man, verkürzte Muskulatur belastet die Gelenke unnötig stark und verhindert Regenerationsprozesse des
Gelenkknorpels. Er würde ja schon gerne regenerieren und versucht es ja auch, jedoch ist infolge der übermäßigen
Belastung der Verschleiß größer als die Regeneration auszugleichen vermag, es kommt zur Athrose ...
Stress zum Anfang
Stress ist die automatische Reaktion des Körpers auf Veränderung, möge diese individuell als eher positiv (Eustress) oder
als negativ (Distress) wahrgenommen werden.
Automatisch bedeutet unwillentlich, ohne Ihr Zutun. Diese Stressreaktion beeinflusst Blutdruck, Puls, Muskeltonus, Hormonausschüttungen
wie Adrenalin oder Cortisol und veranlasst das Freisetzen voraussichtlich benötigter Energien wie Glukose, während Verdauung,
Regeneration, Abwehrkräfte und sogar kognitive Fähigkeiten vorübergehend zurückgefahren werden.
Willentlich verbleibt uns die Entscheidung "fight or flight", stell dich dem Kampf oder renn' um dein Leben, wir
dürfen entscheiden, wie wir diesen hochgefahrenen Bereitschaftszustand und die zur Verfügung gestellten Energien nutzen
möchten. Ist dann nach einem harten Kampf oder einer tollkühnen Flucht die Stress-Situation gehandhabt, hoffentlich zu
unseren Gunsten, sind auch die bereitgestellten Energien aufgebraucht und der Bereitschaftszustand des Körpers wird, wieder
automatisch und erneut ohne unser bewusstes Zutun, auf Normalniveau abgesenkt.
Ähnlich wie bei einem Brems- oder Fahrassistenten, eine hilfreiche und sogar notwendige Einrichtung. Oder hätten Sie
anlässlich einer Rauferei oder beim Reiß-Aus-Nehmen noch ausreichend Aufmerksamkeit für das bewusste Regulieren
von Blutdruck, Puls, Hormonausschüttung etc.? Stress kann sogar gesund sein, Experimente mit Mäusen haben ergeben:
Tiere, welche völlig stressfrei gehalten wurden, starben früher. Ein gewisses, "gesundes" Maß an Stress
wirkt offensichtlich wie ein Fitness-Training.
Was aber passiert, wenn das Konzept "fight or flight" nicht umsetzbar ist? Es ist heute nicht mehr üblich, mal
kurz den Chef zusammen zu schlagen oder umgekehrt schreiend aus dem Büro zu stürmen. Der auf Höchsttouren laufende
Bereitschaftszustand kann dann nicht abgearbeitet werden, er bleibt bestehen, auch wenn die auslösende Situation schon
lange vorbei ist.
Oder aber, wenn die Belastungsphase sehr lange anhält, vielleicht gar nicht mehr endet, sinngemäß Sie Tag und
Nacht im Fitness-Studio verbringen? Auch dann verweilt der Körper übermäßig lange in jenem erhöhten
Bereitschaftszustand, eine Dauerbelastung, für welche er nicht geschaffen wurde. Das führt zu Schädigungen wie
chronisch hohem Blutdruck, hohem Puls, erhöhtem Muskeltonus, in Folge chronische Verspannungen bei reduzierter
Mobilität und zunehmender Belastung der Gelenke, damit erhöhte Gefahr von Bandscheibenschäden und zusätzlich
Ablagerungserscheinungen durch verengte Adern. Und all das kostet Kraft und Energie, wir werden schneller müde und
fühlen uns permanent erschöpft.
Glücklicherweise sind Stress-Situationen meist räumlich und zeitlich begrenzt, unsere achtlose Gedankentätigkeit
trägt aber viel dazu bei, sie aus der Vergangenheit heraus und vom ursprünglichen Ort des Geschehens her immer wieder
ins Hier und Jetzt zu holen, indem wir ununterbrochen daran denken. Oder umgekehrt, etwa aus Furcht vor dem Zahnarzt, eine noch
ferne Zukunft zu einer fühlbar schmerzhaften Gegenwart werden lassen. In beiden Fällen haben wir den Stress
internalisiert, er existiert jetzt in unserem Inneren, ist aber nicht oder noch nicht Teil unserer gegenwärtigen
äußeren Umgebung. Internalisieren macht durchschnittlich über fünfzig Prozent der Stressbelastung aus:
Der Mensch ist das einzige bekannte Tier, das durch Denken krank wird . . .
Mein Lehrer Oskar Heinroth pflegte im Scherz zu sagen: ... eben den Schwingen des Argusfasans ist das Arbeitstempo des
westlichen Zivilisationsmenschen das dümmste Produkt intraspezifischer Selektion.
Die Hast, in die sich die industrialisierte und kommerzialisierte Menschheit hineingesteigert hat, ist in der Tat ein gutes
Beispiel einer unzweckmäßigen Entwicklung, die ausschließlich durch den Wettbewerb zwischen Artgenossen
bewirkt wird. Die heutigen Menschen kriegen die Managerkrankheit, arteriellen Hochdruck, genuine Schrumpfnieren,
Magengeschwüre und quälende Neurosen, sie verfallen der Barbarei, weil sie keine Zeit mehr für kulturelle
Interessen haben, und all dies unnötigerweise, denn sie könnten ja eigentlich ganz gut ein Abkommen treffen,
hinfort etwas langsamer zu arbeiten, d.h., sie könnten das theoretisch, denn praktisch bringen sie es ebenso wenig
fertig, wie Argushähne beschließen können, sich weniger lange Schwanzfedern wachsen zu lassen.
Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse
Die Atmung zum Anfang
Unser Leben beginnt mit dem ersten Atemzug und wird irgendwann einmal mit dem letzten enden, atmen ist leben. Wir unterscheiden
Zwerchfell-, Brust- und Schulteratmung, auch Schlüsselbein- oder obere Brustatmung genannt.
Einatmend zieht sich das Zwerchfell zusammen und drückt dabei die Eingeweide nach unten bzw. in Bauchrichtung nach
außen, weshalb irrtümlicherweise oft auch von Bauchatmung gesprochen wird. Die Zwischenrippenmuskulatur hebt den
Brustkasten, in der letzten oberen Phase heben sich auch die Schlüsselbeine an, was wir bei einem intensiven Gähnen
deutlich spüren können. In allen drei Fällen wird im Körper mehr Raum geschaffen, den jetzt die Lunge
einnimmt und dadurch frische Luft einsaugt.
Beim Ausatmen entspannt sich die Atemmuskulatur, der Raum wird wieder reduziert und die Luft kann wieder entweichen. Wir
können auch gezielt die Gegenmuskulatur anspannen und die Luft herauspressen, was allerdings erneut mit Kraftaufwand und
Anspannung verbunden ist, hingegen beim einfachen Loslassen das Ausatmen zwar länger dauert, aber zu mehr Entspannung
führt.
Nach dem Einatmen sollte eine kleine Pause erfolgen, damit der Luftsauerstoff ausreichend Zeit hat, aus der Lunge in die
Blutbahn zu gelangen. Nach dem Ausatmen ist ebenfalls eine Pause ratsam, um dem "verbrauchten" Sauerstoff in der
Form von Kohlendioxid jetzt die Chance zu bieten, aus der Blutbahn in die Lunge zu gelangen und ausgeatmet zu werden.
"Fight oder flight", beides lässt die Atmung sehr dynamisch und hektisch werden. Aber es gibt noch eine dritte
Stressreaktion: Nicht mehr atmen, sich totstellen. Schon in Urzeiten wussten Raubtiere, totes Fleisch mundet schlechter und
sollte besser den Aasfressern überlassen werden. Fazit: Kampf, Flucht oder aber Totstellen, die Luft anhalten bis die
Gefahr vorbei ist.
Willentlich tiefes und ruhiges Atmen, auch mal ein herzhaftes Gähnen, sind nützliche Hilfsmittel zum Verarbeiten
stressiger Erlebnisse, signalisieren sie doch an Leib und Seele, dass die Gefahr vorüber und die Zeit für Entspannung
gekommen ist.
Pranayama, die Yoga-Atemübungen, lehren uns nicht nur das ursprüngliche Atmen wieder, auch die drei Arten des Atmens
selbst werden gesondert trainiert sowie durch diverse Praktiken erweitert. Eine hervorragende Übung ist das längere
Anhalten der Luft, das nicht nur die Atemmuskulatur kräftigt und das Atemvolumen steigert, sondern auch ein Umlernen der
Muskulatur bewirkt und stressbedingten Bluthochdruck reduzieren kann.
Im Yoga atmet man überwiegend durch die Nase, wodurch das Lungengewebe vor extremen Luftdruck- und Temperaturunterschieden
geschützt sowie ein gutes Belüften der Nebenhöhlen im Kopfbereich gewährleistet wird.
Der Umgang mit Stress zum Anfang
Angefangen mit Atmung, bietet Yoga viele Möglichkeiten zum Umgang mit Stress. In diesem Rahmen seien auch erwähnt PME,
die Progressive Muskelentspannung, sowie MBSR - Mindfulness-Based Stress Reduction - von Ion Kabat-Zinn.
Nicht der Stress ist schädlich, wir sind für dieses "Fitness-Studio" bestens ausgerüstet. Schädlich
allein ist, wie wir damit umgehen.
Am 22.01.2014 sendete der SRF eine Dokumentation von Florian Opitz: "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit",
mittlerweile auch als DVD erhältlich. Ein Textauszug:
Heutzutage muss ständig alles schneller gehen. Die Folge: Immer mehr fühlen sich wie in einem Hamsterrad oder leiden
an einem Burn-out. Auch der deutsche Autor Florian Opitz stellt sich die Sinnfrage. Deshalb versucht er, in seinem
Film -Speed- dem Phänomen auf den Grund zu gehen ...
Er besucht auch einen erfolgreichen Banker, der ausgestiegen ist und in der Schweiz ein kleines Bergrestaurant betreibt, sowie
eine Schweizer Bauernfamilie, die zwar nicht viel Zeit hat, sie aber selber einteilen kann und damit sehr glücklich ist.
Dann führt Opitz' Reise nach Bhutan. Dort verordnet die Regierung den Menschen, Zeit für sich zu haben und zu
nutzen - und ist überzeugt, dass die Menschen im Land deshalb so zufrieden sind.
Quelle: www.srf.ch/sendungen/dok/speed-auf-der-suche-nach-der-verlorenen-zeit
Es dauert lange, bis die Dynamik des Alltags, bis die äußeren "Stimmen" endlich einmal so leise geworden
sind, dass unsere eigene, innere Stimme, noch zaghaft flüsternd, vielleicht zum ersten Male hörbar wird. Kurz vor
seinem Tod hat der große argentinische Dichter Jorge Luis Borges das Wesentliche in wenigen Worten so zusammengefasst:
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,
im Nächsten Leben würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht so perfekt sein wollen,
ich würde mich mehr Entspannen.
Ich wäre ein bisschen verrückter, als ich es gewesen bin,
ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.
Ich würde nicht so gesund leben.
Ich würde mehr riskieren,
würde mehr reisen,
Sonnenuntergänge betrachten,
mehr Bergsteigen,
mehr in Flüssen schwimmen.
Ich war einer dieser klugen Menschen,
die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten;
freilich hatte ich auch Momente der Freude,
aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,
würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu haben.
Falls du es noch nicht weißt,
aus diesen besteht nämlich das Leben;
nur aus Augenblicken;
vergiss nicht den jetzigen.
Wenn ich noch einmal leben könnte,
würde ich von Frühlingsbeginn an
bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.
Und ich würde mehr mit Kindern spielen,
wenn ich das Leben noch vor mir hätte.
Aber sehen Sie . . . ich bin 85 Jahre alt
Und weiß, dass ich bald sterben werde.
Eine kleines Danke für den Besuch unser Internet-Seiten:
Augen-Entspannung Online zum Anfang
Sie haben gerade jetzt schmerzende Augen? Womöglich durch das Studium unserer Seiten? Bitte gönnen Sie sich eine
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Online-Meditation zum Anfang
Sie haben im Moment noch keine Zeit für einen Kurs, würden aber gerne schon einmal am Arbeitsplatz oder zu Hause erste
praktische Erfahrungen sammeln? Vielleicht möchten Sie dann einmal unsere
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zu Yoga, Entspannung und Meditation!