Yoga ist ... ein Sport?
zum Anfang
Wenn wir Yoga, wie in der westlichen Welt oft üblich, als Sport betrachten, wäre er in dreierlei Hinsicht eine ganz
außergewöhnliche Sportart:
- Yoga ist Aufbau-, Präventions- und Rehasport zugleich, er wird ausschließlich FÜR den Körper ausgeübt.
Im Unterschied zu vielen anderen Sportarten, welche den Körper wie ein Werkzeug benutzen, um ein Ziel zu erreichen, etwa ein Tor
im Fußball oder einen Treffer im Karate, ganz ähnlich den angestrebten Leistungen im Rahmen unserer täglichen Arbeit.
- Yoga berücksichtigt, dass der Körper unsere Emotionen, Gedanken und Gedankenbilder beeinflusst und umgekehrt von ihnen
beeinflusst wird, dass eine tiefe und nachhaltige Wirkung die angemessene Kultivierung aller drei Bereiche erfordert.
- Yoga lädt uns ein, das Phänomen Leben tiefgründiger zu erfassen, ursächlicher und sinngebender zu gestalten,
Zufriedenheit und Glück nicht zu behindern. Uns, also wir, also jener rätselhafte Wesenskern, jenes "Ich" oder
Bewusstsein, sei es nun gemäß westlicher Medizin ein Produkt des Gehirns oder nach Ansicht der indischen Veden eine
eigenständige, rein geistige Entität.
Während es möglich ist, westliche Gymnastik erfolgreich auszuüben, ohne dabei eine bestimmte geistige Haltung einzunehmen,
sind Haltung und Konzentration, verbunden mit der Entspannung, im Yoga und auch bei den Asanas unabdingbare Voraussetzungen.
Andre van Lysebeth, Yoga für Menschen von heute
So gesehen wäre die Bezeichnung "jahrtausendealte indische Weisheitslehre" dem Terminus "Sport" vorzuziehen.
Vieles wurde mittlerweile über Yoga geschrieben, als kleinster gemeinsamer Nenner kann man Yoga verstehen als Ausbildung zu einer
optimaleren Lebensgestaltung, gewissermaßen eine Gebrauchsanweisung für den Homo Sapiens. Eine Ausbildung, die sehr viel
Spaß und Lebensfreude bereitet.
Ursprünglich wurde der Yoga nur im Einzelunterricht erteilt und erfolgte gemäß einem strengen, achtstufigen Curriculum:
- Yama, die Regeln für den Umgang mit anderen. Wer seine Mitmenschen nicht gut behandelt, offenbart unschöne
Absichten und schlechte Gewohnheiten, er kann weder von anderen noch von sich selbst großes Wohlwollen erwarten.
- Niyama, die Regeln für den Umgang mit sich selbst, überträgt die Gedanken des Yama auf den Umgang mit der eigenen Person.
- Asana, die Yogaübungen oder die indische Körperertüchtigung, sie sollte erst nach Bewältigung der ersten und
zweiten Stufe angegangen oder unterrichtet werden.
- Pranayama, spezielle und sehr anfordernde Atemübungen, welche bereits einen starken und belastbaren Körper voraussetzen.
- Pratyahara, den Geist von den Sinnen, die ihn stören können, zu trennen. Die Fähigkeit willentlich zu entscheiden,
was wir uns bewusst machen und was nicht.
- Dharana, Konzentration, die Fähigkeit, längere Zeit willentlich bei einem Thema oder einem Bewusstseinsinhalt zu verweilen.
- Dhyana, Meditation als beliebig langes Dharana auf ein gewähltes Thema oder aber den Zustand eines leeren, reinen Bewusstseins.
Letzteres bedeutet die Meditation über den Kern unseres Wesens, über uns selbst.
- Samadhi, höchste (Selbst)Erkenntnis, Erkennen des Verbundenseins oder Einsseins mit Allem, Kosmisches Bewusstsein
Der Lehrer oder Guru wechselte erst dann zur nächsthöheren Stufe, wenn sichergestellt war, dass der Schüler die
vorhergehende sicher gemeistert hatte. Heute bzw. im Westen genügt in der Regel eine Überweisung der Kursgebühr -:)
Überlieferung, Entwicklung, Yogastile zum Anfang
Kann etwas, das schon vor möglicherweise fünftausend Jahren entwickelt wurde, heute überhaupt noch Gültigkeit besitzen?
Nun, für eine "Gebrauchs-Anweisung zum Homo Sapiens" bedarf es keiner moderne Technik, keiner Rechner und erst recht keiner
Künstlichen Intelligenz. Es braucht Introspektion, die achtsame Wahrnehmung der eigenen Person, einen klaren Geist, folgerichtig denkend
sowie Zusammengehöriges und Unterschiedliches trennend, und eine beachtliche Lebenserfahrung. All das war schon vor Tausenden von Jahren
leistbar und wurde ganz offensichtlich von den indischen Rishis auch geleistet.
Natürlich können manche Zusammenhänge dank moderner Technik und Analyseverfahren heute im Detail oft besser erklärt und
verstanden werden. Und natürlich sollte eine solche Ausbildung immer in zeitgemäßer und angemessener Form vermittelt werden,
dem Zeitgeist folgend "nachjustiert" werden. Das aber macht ein ausreichendes Gesamtverständnis wünschenswert, ansonsten
fallen trotz bester Absichten in ihrer Bedeutung nicht erkannte Bausteine und Teile der Lehre dem vermeintlichen Fortschritt zum Opfer:
Wiederum degenerierte die Lehre des Yogas, zuerst nach und nach und dann rapide, in den Jahrhunderten die folgten ... Um die eingetretenen
Missverständnisse und falschen Auffassungen richtigzustellen, und um die ursprüngliche, innere Bedeutung von Svatmaramas und
Lakulishas Lehre zu enthüllen ...
Yogacharya Kripalvananda, Hathayoga Pradipika
Ein Beispiel dazu aus unserer eigenen Gegenwart: In den letzten Jahren wurden sanftere Formen des Yoga immer beliebter. Angemessen bei
temporären Einschränkungen, oft angemessen im Bereich der Yogatherapie, angemessen als Einstieg oder gegen Ende einer Yogastunde.
Bleibt es aber dabei, versäumen wir, dringend notwendige Trainingsreize zu setzen.
Das Prinzip des Trainingsreizes entstammt der Sportmedizin. Es beschreibt die Notwendigkeit, dass ein Belastungsreiz innerhalb eines
Trainings eine bestimmte Reizschwelle überschreiten muss, um einen Leistungszuwachs zu erreichen. Ein solcher überschwelliger Reiz
löst eine positive Anpassung aus, er wird als optimaler Reiz angesehen. Dabei bitte Vorsicht, denn ein ZU starker überschwelliger
Reiz kann das System beschädigen und zu negativen Anpassungen führen.
Ist der Trainingsreiz jedoch angemessen, überschwellig und ausreichend stark, kommt es zur Superkompensation. Das Prinzip der
Superkompensation besagt, dass der Körper nach einer Trainingsbelastung nicht nur versucht, das Niveau der erbrachten Leistung
wiederherzustellen, sondern nach einer Erholungsphase seine Bereitschaft zur Leistungsfähigkeit über das Niveau der erbrachten
Leistung hinaus steigert, um auf künftige Belastungen besser vorbereitet zu sein.
- Muskeln setzen unter Belastung Myokine frei, hormonähnliche Botenstoffe, für die Regeneration des Körpers wahre "Gesundheitsbringer".
Vorausgesetzt, die Muskulatur wird angemessen belastet, vorausgesetzt die Trainingsreize sind überschwellig.
- Yoga-Asanas leiten Kräfte und Energien in den Körper und aktivieren die endokrinen Drüsen, ebenfalls ein regenerativer und verjüngender
Effekt. Vorausgesetzt, sie werden aktiviert, vorausgesetzt, die Trainingsreize sind überschwellig.
- Chronische Verspannungen bewirken Muskelverkürzungen, überbelasten so die Gelenke und begünstigen Arthrosen. Es genügt daher nicht,
sie lediglich zu entspannen, vielmehr müssen sie wieder gedehnt werden. Dehnung gelingt aber nur mit überschwelligen Trainingsreizen!
Soll der Yoga sein wahres Potential entfalten, darf es nicht dabei bleiben, sich nur genussvoll Wellness-Erlebnissen hinzugeben, vielmehr
müssen die Übenden auch ursächlich werden, auf körperlicher und noch mehr auf geistig-seelischer Ebene. Das erfordert
natürlich eine möglichst individuelle Zu- und Anwendung, den Übenden jeweils dort "abzuholen, wo er gerade steht",
Yoga wurde ursprünglich nur im Einzelunterricht erteilt.
Neue Lehrpersonen huldigen anfangs gerne einem bestimmten Yoga-Stil, erfahrene hingegen bedienen sich später je nach Klientel und nach
Bedarf aus einem großen Repertoire. Ganz wie schon Feldenkrais sinngemäß sagte: Wenn dein Körper einen Bewegungsablauf
(noch) nicht bewältigen kann, dann biete ihm einen an, den nachzuvollziehen er imstande ist und an dem er wachsen kann. Zum Wachsen
aber braucht er etwas, woran er wachsen kann, eine Herausforderung, einen Anlass, einen angemessen starken Trainingsreiz. Fordernd, aber
nicht überfordernd! Akrobatik mag, wenn die physische Eignung dazu gegeben ist, zu einem durchaus beeindruckenden Teil des Yoga werden,
ist aber grundlegend nur von marginalem Charakter.
Plexen und Chakren zum Anfang
Die Yogalehre besagt, dass es im menschlichen Körper sieben Hauptenergiezentren gibt, rotierende Energiewirbel oder Chakren (Sanskrit,
chakra, Rad), welche in engem Zusammenhang zu Körper, aber auch zu Emotionen und sogar Verstand stehend, diese beeinflussen und
umgekehrt von diesen beeinflusst werden. Folgerichtig macht der Yogi sich dieses Wissen zu Nutze, indem durch willentliche Konzentration auf
diese Bereiche Einfluss auf Körper, Gefühle oder Verstand ausgeübt wird.
Im Bereich dieser Chakren liegen für gemäß moderner Medizin die Hauptplexen, die Haupt-Nervengeflechte. Allgemein bekannt
ist der Solarplexus, mittlerweile recht gut erforscht sind Herz- und Darmplexus:
... dass Darm und Herz eigene Netzwerke von zigtausend Neuronen besitzen, so etwas wie "kleine Gehirne" im Körper darstellen.
Diese lokale Gehirne können selber Dinge wahrnehmen, ihre Wirkungsweise in Abhängigkeit davon modifizieren und sich entsprechend
ihren Erfahrungen sogar verändern, das heißt, in gewisser Weise eigene Erinnerungen ausformen... Gefühle spüren wir
im Körper, nicht im Kopf.
David Servan-Schreibe, Die neue Medizin der Emotionen
Es gibt zu dieser Thematik viel Nichtwissen und noch mehr Missverständnisse, was aber für einige üble Zeitgenossen kein
Hindernis für lukrative Geschäfte ist. Einst hatte ein Herr Johann Tetzel, als Kirchenvertreter für das geistige Wohl seiner
Mitmenschen mit verantwortlich, die Leichtgläubigkeit und Naivität seines Klientels zu klingender Münze gemacht. Heute erleben
wir Entsprechendes bei Chakren- und Aurafotografie, mehr dazu in der Abhandlung
Chakren, Kundalini, Aura-Forotgrafie, Irrtum und Wahrheit
Surya Namaskar und Rishikesh-Reihe zum Anfang
Wir wollen abschließend zwei Übungsfolgen erwähnen, welche gewissermaßen als "Pauschalangebot" einen
großen Bereich an Körperarbeit abdecken, der Sonnengruß und die Rishikesh-Reihe. Wie aber voranstehend aufgeführt
und begründet, wäre auch hier je nach Klientel und Situation eine "individuelle Nachjustierung" wünschenswert.
Surya Namaskar, der Sonnengruß, eine in der Regel zügig praktizierte Abfolge von Körperhaltungen, entspricht der
Aufwärmphase im Sport und kann je nach Tempo in ein leichtes Kardiotraining übergehen:
Surya Namaskar
Anmerkung: Während der Sonnengruß sich bevorzugt Vor- und Rückwärtsbewegungen widmet, bevorzugt der mittlerweile
beliebt gewordene Mondgruß, Chandra Namaskar, auch Seitwärtsbeugen und Drehbewegungen.
Yoga-Asanas selbst sind Körperstellungen, die über kürzere oder auch längere Zeit einzunehmen sind und Kraft, Dehnung,
Körperkontrolle und Konzentration erfordern sowie natürlich dazu ausbilden.
Asanas der Rishikesh-Reihe nach Andre van Lysebeth
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